Maryport und der Hadrianswall

twinning_hadrianswall.jpgHadrian's Wall at Castle Nick (courtesy Roger Clegg and the Hadrian's Wall Trust)Der Hadrianswall an der Nordgrenze der Provinz Britannien wurde in den 120er Jahren n. Chr. errichtet. Er war mit einer etwa 20jährigen Unterbrechung ab 142 n. Chr., als er vorübergehend durch den weiter nördlich gelegenen Antoninuswall ersetzt wurde, bis etwa 410 n. Chr. in Funktion.

Der Hadrianswall, eine Stein- oder Torfkonstruktion, besaß einen breiten, vorgelagerten Graben. Er lief quer durch Nordengland vom Fluss Tyne bis zur Bucht von Solway. In Abständen von einer Meile befanden sich Durchgänge, sogenannte Meilenkastelle, zwischen denen zwei Wachtürme lagen. Während der Errichtung des Hadrianswalls wurden südlich gelegene Kastelle an den Wall vorverlegt. Ferner schütteten die Römer einen Erdwall, das sog. „vallum“, hinter der Mauer auf, der ein zusätzliches Annäherungshindernis bildete.

Obwohl der Hadrianswall im Westen bei Bowness-on-Solway endete, setzte sich das Verteidigungssystem mit Kastellen, Kleinkastellen und Wachtürmen entlang der Küste von Cumbria etwa 40 km nach Süden fort. Eines dieser Kastelle lag in Maryport.

Maryport war Standort einer Auxiliareinheit. Zu unterschiedlichen Zeiten lassen sich verschiedene Hilfstruppen nachweisen. Von hier stammen zahlreiche Inschriften und Skulpturen aus römischer Zeit. Von besonderem Interesse ist eine Serie von Weihesteinen der kommandierenden Offiziere der cohors I Hispanorum miliaria equitata, die ursprünglich in Spanien ausgehoben worden war. Sie zeigen, dass die befehlshabenden Offiziere etwa für drei Jahre zu einer Hilfstruppeneinheit abkommandiert waren. Herkunft und Karriere dieser Offiziere bezeugen die Verbindungen zwischen Maryport und vielen Provinzen des Römischen Reiches in Europa und darüber hinaus und mithin die kosmopolitische Natur des Römischen Imperiums.

Verlauf des Hadrianwalls.

Das Senhouse Museum in Maryport

In Maryport haben sich nicht nur die Reste eines wichtigen römischen Kastells erhalten. Das Museum besitzt sowohl die größte Sammlung militärischer römischer Weihe- und Inschriftensteine in Großbritannien als auch einzigartige Beispiele religiöser Skulptur aus dem römischen Britannien.

Die Sammlung ist die älteste des Landes und von internationaler Bedeutung: sie geht auf die Sammlungstätigkeit der Familie Senhouse zurück und wurde in den 1570er Jahren angelegt. Zusammen mit anderen Funden aus dem Kastell ist sie im “Senhouse Roman Museum“ untergebracht, das in unmittelbarer Nachbarschaft des Kastells liegt.

twinning_maryport_map.jpgMaryport, Ergebnis der MagnetometermessungenBei geophysikalischen Untersuchungen in den Feldern nördlich des Kastells wurde eine umfangreiche römische Zivilsiedlung (vicus) nachgewiesen, deren Ausmaße die bisherigen Vermutungen weit übertreffen. Maryport lässt sich deshalb sehr gut mit dem Kastell Ruffenhofen am raetischen Limes vergleichen. Dort wurde durch Magnetometer- und Bodenwiderstandsmessungen ein Gelände von über 70 ha erfasst, die ein vollständiges Bild des Kastells mit Zivilsiedlung vor unseren Augen entstehen lassen.